Nadine Rebel
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Der Beitrag wurde am Freitag, den 01.04.2022 geschrieben - vor der Entscheidung im Bundestag am 07.04.2022. Ergänzende Überlegungen findet man am Ende des Artikels.
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Eine gute Verhandlung findet dann statt, wenn sich die beteiligten Parteien auf Augenhöhe begegnen.
Diese Grundvoraussetzung sehe ich persönlich bei den Verhandlungen über eine allgemeine Stichpflicht nicht, da die Partei der Kritiker von Beginn an abfällig behandelt wurde.
Die Personen, die es betrifft, werden nicht gehört. Alternativen, die diesen Personen angeboten werden, sind keine.
Das musste man bereits bei der einrichtungsbezogenen Stichpflicht feststellen. Der Ausdruck blanken Hohns war hier die angebotene Alternative. Die Regierung, die scheinbar über jegliche wissenschaftliche Evidenz erhaben ist, machte folgendes Angebot, wenn man mit den geforderten Rahmenbedingungen nicht einverstanden wäre: Die betroffenen Personen könnten den Job an den Nagel hängen und die Möglichkeit der Bestreitung des eigenen Lebensunterhalts einfach aufgeben.
Das ist kein Angebot, das ist eine Verhöhnung. Negative Anreize sollen so geschaffen werden, um den anderen zu etwas zu bewegen, was dieser nicht möchte. Schöne Formulierungen für Druck, Zwang, Erpressung und Nötigung.
Euphemismus, der mir nicht gefällt.
Negative Anreize.
Falsche Tatsachenbehauptungen.
Wir sprechen von zu befürchtenden Strafen, die mit Lügen verkauft werden sollen.
Wenn eine Person etwas tut, um etwas anderes zu vermeiden oder zu erreichen, so spricht man von extrinsischer Motivation.
Die meisten Verhaltensweisen sind extrinsisch motiviert. Man geht Joggen, um abzunehmen, man hält sich an die Verkehrsregeln, um keinen Unfall zu verursachen, man verzichtet auf Schokolade, weil man nicht zunehmen möchte.
Auch eine freiwillige Entscheidung für die Nadel wäre demnach wohl extrinsisch motiviert. Man lässt sich stechen, um nicht krank zu werden. Man lässt sich mehrfach stechen, um andere zu schützen.
Intrinsische Motivation, also etwas um der Sache selbst willen zu tun, wird man hier vergeblich suchen.
Das ist aber auch nicht notwendig. Kaum jemand wird ein Stichabo abschließen, weil er sich so gerne pieksen lässt und der Tätowierer gerade keine Zeit hat.
Dennoch sollten die Ziele genauer unter die Lupe genommen werden. Es gibt nachvollziehbare und falsche Ziele.
Gesundheitsschutz, sterile Immunität, Schutz vor Infektion – das sind Ziele, die mit einer Stichpflicht konform gehen können.
Vermeidung von Strafen, Angst um den Arbeitsplatz, Angst vor Erzwingungshaft, gepaart mit erpresserischen Fähigkeiten des Verhandlungspartners gehören für mich nicht zu den nachvollziehbaren Gründen, sich extrinsisch motivieren zu lassen.
80% der Infektionen verlaufen symptomlos. So hieß es zu Beginn der unheilvollen C-Zeit.
Komisch nur, dass man davon nichts mehr hört.
Nun werden Scheinalternativen kreiert, die sich selbst Lügen strafen.
Nur mit einer Injektion, oder zwei Injektionen oder drei oder vier, sei man vor schweren Verläufen geschützt.
Wie das? Wo ist die Kontrollgruppe? Welche Beweise liegen hierfür vor?
Oh, ich stelle schon wieder Fragen. Dass das nicht mehr so gerne gesehen ist, habe ich mittlerweile kapiert. Selbst hinter diesem Verhalten steckt eine extrinsische Motivation: Ich stelle Fragen, um Antworten zu bekommen. Meine Motivation soll aber allem Anschein nach ausgehungert werden.
Alte Schule der Kindererziehung. Man kennt die Ratschläge, man müsse das Kind nur weinen lassen, es würde sich schon selbst beruhigen oder das tyrannische Verhalten einfach aufgeben, wenn es merken würde, dass die störende Schreierei nicht von Erfolg gekrönt wäre.
Das ist keine Einsicht, das ist Resignation.
So geht man weder mit Kindern noch mit Erwachsenen um, weil es unethisch und menschenverachtend ist.
Aber mittlerweile hat man sich ja schon daran gewöhnt, als Terrorist bezeichnet zu werden, wenn man keine Injektion haben will.
Menschen, die nichts davon bemerken, dass sie krank sind, nannte man früher gesund.
Einer meiner Lieblingsvergleiche bezieht sich auf ein weiteres unheilvolles Virus.
Herpes.
Über 90% der Menschen trägt dieses Virus ein Leben lang mit sich herum. Es kann ausbrechen, dann ist man ansteckend. Das Virus kann schwere Schäden verursachen. Dennoch spricht man weder von Gefährdern, noch zwingt man Menschen zu einer Injektion, noch sperrt man Menschen mit Lippenbläschen zu Hause ein, bis diese vollständig verheilt sind.
Ich höre förmlich die Aufschreie: „DAS KANN MAN NICHT VERGLEICHEN!“
Warum eigentlich nicht?
Was also ist das gute Ziel einer Nadelpflicht? Schutz.
Gut. Gehe ich mit.
Schütze ich mich?
Nein, oder doch vielleicht, oder zumindest für eine gewisse Zeit. So genau weiß man das nicht.
Aha.
Schütze ich andere?
Nein, Sie übertragen das Virus nach wie vor, sie merken es nur unter Umständen nicht, weil sie vielleicht, auch das kann man nicht so genau sagen, nicht erkranken oder nur sehr mild.
Aha.
Ist es sicher, dass ich keinerlei Schaden davontrage?
Nein, das ist nicht sicher. Unter Umständen sterben sie nach der Injektion. Aber dann sind sie an der Injektion gestorben und nicht am Virus, das ist doch prima.
Aha.
Warum sollte ich dann eine Pflicht gutheißen?
Weil Sie damit das Gesundheitssystem entlasten.
Wie das?
Nun, wenn Sie an der Impfung sterben, dann liegen Sie dem Rest der Gesellschaft nicht mehr auf der Tasche, das ist ein großes Sparpotential.
Nein, das hat niemand gesagt. Es war mein eigener böser Zynismus, der mich diese Zeilen verfassen ließ.
Die oben genannten Ziele wurden zu Beginn der Debatte angeführt und sind mittlerweile hinreichend widerlegt, was die Beteiligten allerdings nicht davon abhält, sie weiterhin ins Land zu führen.
Gebetsmühlenartig kann man als Pro-Argumente für eine allgemeine Stichpflicht die Schlagworte Herdenimmunität, Schutz vor Übertragung, Schutz vor schweren Verläufen hören.
Auch hier stellt sich mir die Frage, wer hier beratungsresistent ist und wer für dumm verkauft werden soll.
Entschuldigung, schon wieder eine Frage.
Oder sollte mit einer Durchimpfung statt einer Durchseuchung der Bevölkerung vielleicht die Kontrollgruppe abgeschafft werden? Wenn niemand mehr da ist, der die Argumente alt aussehen lässt, weil er das ungespritzte Gegenbeispiel darstellt, dann hat die Medaille auch nur noch eine Seite. Eine schöne, glänzende und perfekte Seite.
Mama, ich will Schokolade. Und Gummibärchen. Und Eis. Und Kakao. Und Popcorn.
Kind, Du kannst nicht alles haben.
Dann will ich nur Schokolade, Gummibärchen und Eis.
Nein, das ist auch zu viel.
Wie das Spielchen weitergeht, kennen wir.
Hier geht es darum, sich durchzusetzen. Dem Kind ist es herzlich egal, welche Fakten gegen Süßigkeiten sprechen. Es will einfach.
Wo sind die „Ich-will-aber“-Politiker auf dem Weg ihrer Entwicklung stehengeblieben?
Stichpflicht für alle. Jeder Bürger (m, w, d) und vielleicht sogar die Haustiere, wegen der Zoonose und so.
Nee – das geht nicht. Das ist zu viel verlangt.
Okay. Die Minderjährigen lassen wir in Ruhe, da können ja dann die ihrerseits zwangsverpflichteten Eltern den Druck weitergeben.
Dann aber wenigstens alle ab 50 oder wenigstens alle ab 60.
Wo sind wir denn? Schachern um Grundrechte und Entscheidungsfreiheit.
Es scheint kein Tabu zu geben, welches man nicht brechen kann.
Fakten sind alternativlos. Und dass der Stich schaden kann, ist ein Fakt.
Welches Argument soll denn für eine Stichpflicht ab dem 50. oder 60. Lebensjahr sprechen?
Gibt es Studien, die beweisen, dass Menschen ab 50 oder 60 die Injektion besser vertragen? Egal, denn mit zunehmendem Alter steigt doch das Risiko schwer zu erkranken!
(An einer Krankheit, von der es hieß, sie würde bei über 80% symptomlos verlaufen.)
Oder ist es nicht so schlimm, wenn ein paar über 50jährige oder gar über 60jährige über den Jordan gehen, da man sich dann ein paar Rentner erspart, die ja bekanntermaßen im Alter sowieso eine Krankheit nach der anderen bekommen? Auch könnte man sich so ein paar Rentenzahlungen sparen. Das würde die Staatskasse UND das Gesundheitssystem entlasten.
Sind wir auf einem Basar?
Wann wurde es Mode, mit dem Leben anderer Menschen zu schachern, als ob diese Sklaven wären?
Passen die vorhandenen Stoffe eigentlich zur im Moment kursierenden harmlosen Virusvariante?
Nein.
Man möchte also ernsthaft weiter darüber verhandeln, ob man Menschen dazu zwingen kann, sich etwas injizieren zu lassen, was nicht zur Zielerreichung dient, wohl aber Nebenwirkungen haben kann. Und diese Zwangsmaßnahme soll mit einem Stoff durchgeführt werden, der nicht auf das Virus passt?
Man kann sich auch einen Nagel ins Knie schlagen, wenn man Kopfweh hat.
Was nicht passt, wird passend gemacht. Nicht einmal dieser Grundsatz scheint hier verfolgt zu werden. Außerdem sei angemerkt, dass dieses Verhalten schon im Märchen nicht von Erfolg gekrönt war.
Schuhe, die einem nicht passen, sollte man nicht anziehen. Selbst wenn man sich die Zehen oder die Fersen abschneidet, das macht den Schuh nicht passender. Es gibt nur eine blutige Sauerei.
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Update 07.04.2022 - 16:00 Uhr.
NEIN zur Impfpflicht. Der Antrag für eine Impfpflicht wurde am 07.04.2022 im Bundestag abgelehnt. Verhaltenes Aufatmen.
Wenn ich tief in mich hineinhöre, spüre ich neben der aktuen Erleichterung das bohrende Misstrauen, welches dem gewünschten Vetrauen in die Regierung gewichen ist. Wie ein Tinnitus summt die Frage als störender Dauerton: "Was werden sie sich als Nächtes einfallen lassen?"
Was ist vom einem Gesundheitsminister zu erwarten, dessen Glaubwürdigkeit eine Halbwertszeit von nicht einmal 48 Stunden hat und der gerne auch mal Entscheidungen in Talk Shows zum Besten gibt, statt sie mit seinen Kollegen und Kolleginnen vorher auf Augenhöhe zu besprechen?
Was ist von einem Bundeskanzler zu erwarten, der keine roten Linien anerkennen will, der entgegen aller wissenschaftlichen Beweise für eine Impfpflicht ist?
Warum tritt der Gesundheitsminister nicht zurück, dessen Aussagen nicht nur geringe Halbwertszeit besitzen, sondern denen auch sonst kaum Substanz innewohnt? Wieso malt dieser ein Schreckensszenario nach dem anderen und hält auch dann daran fest, wenn die Realität ihn eigentlich eines Besseren belehrt hat?
Wann fällt endlich die unsägliche einrichtungsbezogene Impfpflicht, die Menschen oftmals an den Rand es Ertragbaren bringt, weil sie weder ihren Beruf ausüben können (Berufsfreiheit), noch das Recht auf körperliche Unversehrtheit in Anspruch nehmen können?
Für den heutigen Tag atme ich auf, allerdings befürchte ich, dass dies nur die Ruhe vor dem erneuten Sturm ist, der passenderweise meterologisch heute schon hier tobt.
Der Glauben an Ehre und Gewissen einiger Personen, die frei von Fraktionszwang gemäß der eigenen ethischen Überzeugung abstimmen durften, beruhigt mich ein wenig. Allerdings frage ich mich, wie sonst entschieden wird, wenn die "freie" Entscheidung basierend auf den eigenen Überzeugungen so betont werden muss.
Die Personen, die in den hohen und machtvollen Positionen sitzen, scheinen eine andere Auffassung von Moral, Gewissen, Ethik und Anstand zu haben als die, die heute richtig entschieden haben. Und das macht mir Angst.
Aus dem jetzigen Albtraum bin ich aufgewacht, doch habe ich Angst, wieder einzuschlafen.
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Dieser Artikel erschien auch am 07.04.2022 bei Rubikon