Nadine Rebel
Wenn um eine Sache ein Hype gemacht wird, dann ist diese meist die Aufregung nicht wert. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen für einen gleichklingenden, allerdings anders geschriebenen Award vorgeschlagen zu werden und es kam, wie ich es erwartet hatte. Zunächst wird einem Honig um den Mund geschmiert, damit man dann für etwas zahlen soll. Da ich mich aber bewusst auf das Gespräch eingelassen habe und dieses auch ein wenig analytisch anging, hier die Erfahrungen.
Definition Hype: Hype steht für besonders spektakuläre und mitreißende Werbung bzw. für eine aus Gründen der Publicity inszenierte Täuschung. Ich muss schmunzeln.
Prima. Für was denn? Nominierung für einen Award für besonders herausragende Unternehmen, nur ausgewählte Gewinner, sorgfältige Prüfung vorab, diesen Preis bekommen nur die Besten der Besten usw. usw. - so in etwa las sich die erste Mail des Unternehmens. Es würde sich, nach eigenen Angaben, um einen der wichtigsten Preise für Unternehmer handeln.
Getriggert wurde ich durch die Frage, ob ich denn wissen würde, wie stolz ich auf diese Nominierung sein könne. Ich antwortete. Offen. Oder pampig. Da kann man geteilter Meinung sein. Man solle mir bitte erst erklären, um was es dabei genau gehen würde, danach würde ich dann entscheiden, ob ich stolz sein wolle oder nicht. Direkt formuliert war in dieser Antwortmail auch die Frage, ob der Stolz mich etwas kosten würde.
Sendepause. Nach ca. einer Woche bat man mich um ein Telefonat. Na gut.
Ich folgte der Online-Terminbuchung und wählte einen Telefontermin für den nächsten Tag. Dann quoll mein Postfach über: Eine Bestätigungsmail, 5 Minuten später eine Remindermail, am Abend nochmals eine Remindermail und am Morgen des nächsten Tages, der Tag, an dem das Telefonat stattfinden sollte, gleich nochmals eine Mail.
Mir wurde mein Ansprechpartner genannt.
Zur vereinbarten Zeit klingelte das Telefon. Am Apparat war allerdings nicht der Herr, der mir angekündigt worden war, sondern eine Dame, die den Termin für Ihren Kollegen übernahm, weil der jetzt doch nicht könne.
Das zum Thema Verlässlichkeit. Aber gut. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Belegschaft im Unternehmen kollegial zusammenarbeitet, insofern ist es mir relativ egal, mit wem ich telefoniere.
Die Dame, die aus der Schweiz anrief und den für dort üblichen Akzent hatte, bemühte sich meiner Meinung nach, den Ablauf des Gesprächs schulungsgemäß aufzubauen:
Lachen (an den falschen Stellen), Komplimente (obwohl sie danach zugab, keine Ahnung von meinem Unternehmen zu haben), Standesdünkel (war mir immer schon egal).
(So kam es mir zumindest vor. Ich muss vorsichtig schreiben, denn mittlerweile habe ich recherchieren können, dass das Unternehmen ungern kritisiert wird. Deswegen hier nochmals in aller Deutlichkeit: Es handelt sich um mein persönliches Empfinden, ich gebe meine persönliche Meinung von mir.)
Dann folgte die mir hier etwas sinnlos erscheinende Bitte, mein Unternehmen kurz vorzustellen. Warum sinnlos? Wenn das, was mir im Vorfeld weißzumachen versucht wurde, gestimmt hätte, hätte sie gewusst, was mein Unternehmen macht, denn schließlich war ich ja auserwählt worden. Ein Privileg, welches nicht vielen Personen zuteil wird.
Ich schilderte also kurz, was ich tue und warum ich es so tue, wie ich es tue. Es folgten mir altbekannte Plattitüden: Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Wären Sie nicht gerne Teil einer privilegierten und erfolgreichen Gemeinschaft? Sind sie bereit für Neuerungen? Wie wäre es noch reicher, erfolgreicher, schöner, angesehener, besser etc. zu sein?
Ich antwortete wahrheitsgemäß, allerdings nicht sehr gesprächsverlaufsfördernd, dass ich angesichts der momentanen Lage froh wäre, wenn ich in 3 oder 5 Jahren noch da wäre.
Die Antwort war ein Lachen. (Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt, aber ich weiß Vieles nicht).
Nun wurde die Ehre, die mir mit der angeblichen Nominierung zuteilwerden würde, erneut dargelegt. Allerdings müsse ich mich der Ehre erst als würdig erweisen. Es stände mir und meinem Unternehmen eine „Prüfung“ bevor.
Ob ich denn bereit wäre, die Punkte, die die Preisverleiher als Verbesserungspotential eruieren würden, dann auch zu ändern? Das käme darauf an – so meine Antwort.
Weiter gab ich zu verstehen, dass ich mir nicht vorstellen könne, wie ein Unternehmen welches, obwohl es mich „nominiert“ hat, anscheinend keine Ahnung von dem hat, was ich tue mir gegebenenfalls sagen könne, wie ich Pole Dance und Yoga-Kurse besser halten solle?
Erneutes Lachen am anderen Ende der Leitung. Hatte ich die Dame irritiert? Vielleicht.
Fast schon mit einem innerlichen Gähnen quittierte ich den nächsten Punkt des Gesprächsverlaufs. Es folgte die Frage, was sich denn für mich ändern würde, wenn ich den Award gewinnen würde, der laut eigenen Aussagen des Unternehmens extrem angesehen wäre.
Meine Antwort war für die Dame wohl wieder sehr unkomfortabel. „Wahrscheinlich nichts!“, antwortete ich, denn ich hätte mein Unternehmen vorher ohne diesen Award geleitet und würde es auch mit dem Award weiter tun. Natürlich wäre es eine nette Streicheleinheit, einen Preis als Unternehmerin zu bekommen, aber das wäre, wenn überhaupt, nur sekundär wichtig.
Ich glaube, irgendwie schien die Dame zu merken, dass der Ablauf des Gesprächs nicht plangemäß verlief. Nun wurde Klartext gesprochen: Sie würden mein Unternehmen prüfen und wenn ich die Prüfung nicht bestehen würde, dann würde die gesamte Sache für mich auch kostenlos bleiben. Wenn ich die Prüfung allerdings bestehen würde und somit den in Aussicht gestellten Preis bekommen könnte, dann würden „gewisse“ Kosten auf mich zukommen.
Ich antwortete, ob ich Sie richtig verstanden hätte, dass Sie ein Unternehmen, welches sie angeblich ausgewählt hätten, wohl aber doch nicht kennen würden, in welcher Form auch immer, prüfen würden und wenn man diese Prüfung nicht bestehen würde, dann müsste man auch nichts zahlen. Würde man aber die Prüfung bestehen und dann den Award, der einem wie dem Esel die Karotte vor die Nase gehalten worden war, auch haben wollen, dann müsse man zahlen?
Lachen am anderen Ende der Leitung. Zustimmung.
Ich bedankte mich für das Gespräch, wünschte der Dame noch alles Gute, sagte ihr, dass ich daran keinerlei Interesse hätte und legte auf.
Warum ich mitgemacht habe? Es ist durchaus spannend, sich als Versuchskaninchen scheinbar in die Fänge „gut geschulter“ Menschen zu begeben, die meinen, einen manipulieren zu können.
Und: Es wurde ein neuer Blogbeitrag daraus!
Abschließend: Blog-Beiträge stellen meine persönliche Meinung dar, die natürlich auch falsch sein kann.