Nadine Rebel
Kooperationen sind wichtig. Im Idealfall profitieren davon alle beteiligten Personen. Vor einer möglichen Kooperation stehen das Gespräch und der Austausch. Natürlich stellt sich in diesem Austausch jeder so gut wie möglich dar, um den anderen für sich zu gewinnen. Klingt ein wenig wie beim Anbandeln. Und ja, auch die Reaktion, wenn dann eine von beiden Parteien trotz aller Komplimente und sämtlicher Pfauenräder, die geschlagen wurden, nicht interessiert ist, lässt mich manchmal an verschmähte Verehrer denken.
Vorgeschichte
Über eine Business-Plattform wurde Kontakt aufgenommen und eine superinteressante Kooperation vorgeschlagen.
Bei näherer Betrachtung passte es einfach nicht. So weit, so gut.
Das wurde der Person, die einem dieses unwiderstehliche Angebot gemacht hat, mit den Worten mitgeteilt, dass es sich hier bestimmt um eine tolle Sache handeln würde, das eigene Bauchgefühl aber abraten würde.
Der Kontakt wird aufrechterhalten
Auch dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Immerhin kann man sich ja nach wie vor über Themen austauschen. Dieser Austausch muss nicht zwangsläufig an eine Kooperation gebunden sein.
Zugegeben, der aufrechterhaltende Kommunikationsstrang war etwas einseitig. Dennoch antwortete ich stets. Kurz, freundlich, höflich. Des Anstands wegen.
Internationaler Frauentag
Zum internationalen Frauentag bekam ich dann einen virtuellen Blumenstrauß, für den ich mich ebenso freundlich wie höflich bedankte.
Es ist eine durchaus nette Geste. Und nette Gesten sind etwas, was ich schätze.
Mein Dank war aufrichtig.
Gleichzeitig antwortete ich, dass ich es schön fände, wenn es solch besonderer Tage gar nicht bedürfe, weil Menschen grundsätzlich höflich und wertschätzend miteinander umgehen würden. Dann wäre Geschlecht, Religion, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Herkunft und vieles mehr nebensächlich.
Auf die Sprünge helfen
Die nächste Mail folgte, in der mir erklärt wurde, dass es einen solchen Tag (Menschenrechtstag) bereits gäbe und dieser sämtliche Punkte umfassen würde, die ich oben geschildert hätte.
Die Mail endete mit der Frage, wie es denn nun mit der Kooperation aussehen würde.
Ich sendete der Person einen Screenshot der bereits mehrfach getätigten und von der Person auch gelesenen Antwort.
Und dann ging es los
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der Mensch wäre, das sei wissenschaftlich erwiesen, auf Kooperation angelegt. Insofern könne man mein Bedürfnis nach Harmonie verstehen. Doch hätten meine Zeilen gezeigt, dass die Ideologien grundunterschiedlich wären.
Obwohl ich in meinen vorangegangenen Zeilen nichts davon geschrieben hatte, gegen die Anpassung des (Grund-)gesetzes an neue Begebenheiten zu sein, wurde nun angezweifelt, ob ich die richtigen Werte vertreten würde
Die P-Freundin
Und dann kam das, was heute immer kommt und ein gewisses Totschlag-Argument darstellt.
Ich wurde als P-Freundin tituliert und mir wurde unterstellt, dass ich diesen Menschen als Menschenfreund sehen würde.
Dann folgte ein Link zu einem Spiegel-Artikel, in dem es darum ging, dass gegen Frauen, die anlässlich des Weltfrauentags in der Türkei demonstriert hätten, Pfefferspray eingesetzt wurde. Dieser Link wurde mit dem Hinweis versehen, dass ich in diesem Falle wohl auch der Meinung sei, die Frauen hätten lieber zu Hause bleiben sollen.
Spiegel
Irgendwie kam mir das Verhalten bekannt vor. Abgewiesene Menschen reagieren nicht selten derart. Und auch ich wurde im Spiegel fündig. (Ja, wer hier wem den Spiegel vorhält, darüber lässt sich trefflich streiten).
Wo zuerst die (unangebrachten) Komplimente waren, werden nun Beleidigungen verteilt.
Dass ein solches Verhalten nur dazu beiträgt, dem eigenen Bauchgefühl dankbar zu sein: Selbsterklärend.
Ein Mann sagt einer Frau, wie sie (eigentlich) denkt
Allein dieses Verhalten führt jeglichen Austausch auf Augenhöhe ad absurdum. Spurt Frau nicht so, wie Mann sich das gedacht hat, ist Frau P-Freundin und gegen die Rechte von Frauen.
Ein abgewiesener Mann erklärt einer Frau, dass sie - wenn sie das Recht auf Selbstbestimmung für sich in Anspruch nimmt und mit dem Mann nicht zusammenarbeiten möchte - die Rechte von Frauen mit Füßen treten würde und eine P-Freundin wäre!
Kann man sich nicht ausdenken!
Dankbar
Immerhin habe ich sehr viel Positives aus dieser neuesten Begebenheit mitnehmen können. Ich kann meinem Bauchgefühl vertrauen und wir leben in einer Zeit, in der ich einem Mann eine Absage erteilen kann und darf.
Ich muss es mir nicht zu Herzen nehmen, wenn er mich dann in eine falsche Schublade steckt und kann mein Leben (hoffentlich) weiterleben wie bisher.
Auch das ist zum Teil der Frauenbewegung zuzuschreiben.
Abschluss
Ich teilte dem Herrn (bevor ich diesen Blogbeitrag schrieb) mit, wie ich sein Verhalten empfinden und dass ich dieses nicht in die Kategorie „guter Stil“ einordnen würde.
Das letzte Wort hatte der Herr: Wir mögen doch dabeibleiben, dass er mir mit seinem virtuellen Blumenstrauß zum Weltfrauentag eine Freude gemacht hätte.
Geschenkt. Ich antworte nicht mehr.