Nadine Rebel
. . .die keiner mehr mag, fühl ich mich an manchem Tag.“ (Nicole, Ein bisschen Frieden, 1982). So geht es sicherlich vielen Menschen. Der Umgang untereinander, aber auch, was man in den letzten Jahren an Erfahrungen mitnehmen konnte, macht vieles aus. Es ist sinnlos darüber zu schreiben, denn es ändert nichts. Unbeantwortete Briefe, gebrochene Versprechen.
Es macht keinen Sinn, keinen Unterschied, es ändert sich nichts
Das Schreiben der Blogbeiträge war/ist immer so etwas wie eine Art Tagebuch. Etwas aufarbeiten, indem man es zu Papier bringt, verwoben mit dem Gedanken, dass es vielleicht Personen gibt, die es gerne lesen.
Tief im Inneren war auch die kleine Stimme der leisen Hoffnung damit verbunden. Hoffnung, etwas bewirken zu können.
Diese Hoffnung war auch mit jedem Schreiben an diverse Politiker (m, w, d) verbunden.
Sie wurde immer enttäuscht.
Dabei macht es keinen Unterschied von welcher Partei die Adressaten stammen. Es antwortet kaum jemand. Und die Personen, die vor der Wahl noch geantwortet haben (ca. 1%), haben auch das eingestellt.
Dabei dachte ich, dass Kommunikation wichtig wäre. Ich war der Meinung, dass, wenn man sich höflich ausdrückt und freundlich bleibt, ein Austausch mit Bürgern und Bürgerinnen gewünscht, gewollt und Ausdruck einer Demokratie wäre.
Ich war auch der Meinung, dass Versprechen gehalten werden sollten und ich glaubte einmal daran, dass man gemeinsam etwas bewirken kann. Ich war gerne bereit, meinen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten, mich sozialisiert und fair zu verhalten.
Das tue ich heute noch, aber nur, weil ich nicht anders kann, weil mir mein Gewissen ein anderes Verhalten verbietet. Der Glaube an das System, an Gerechtigkeit und Fairness ist nicht mehr vorhanden.
Mission accomplished
Wenn es das Ziel ist, Personen ruhigzustellen, so wurde dieses Ziel erreicht.
Als Einzelperson habe ich in den vergangenen drei Jahren Dinge erlebt, von denen ich dachte, dass sie so nicht passieren können. Drohanrufe wegen meiner offenen Briefe und Blogbeiträge, ein Einbruchsversuch im Studio und Einiges mehr.
Das ist es nicht wert, weil sich nichts verändert.
Wenn mein Verhalten nichts Gutes bewirkt, die Gefahren, in die ich mich und meine Familie damit bringe, aber vorhanden sind und zunehmen, dann kämpfe ich nicht mehr weiter. Ich funktioniere weiter, doch das Feuer, der Glaube, etwas zum Guten verändern zu können und die Hoffnung, es in kleinen Dingen auch zu schaffen, wenn man nur fair und freundlich bleibt, diese Emotionen und Einstellungen sind nicht mehr da.
Irgendwo in der Mitte
Die Spaltung der letzten Jahre hat eine Frontenbildung mit sich gebracht.
Da ich mich weder zu den VT zähle und vieles, was ich dort höre als Unsinn erachte, dennoch sehe, wie auch auf der anderen Seite gelogen und betrogen wird, gehöre ich nirgendwo hin.
Für die „Guten“ bin ich eine Enttäuschung, seit ich anfing Kritik zu üben. Für die „Schwurbler“ bin ich noch immer viel zu angepasst.
MIA. Missing in action. Irgendwo auf dem Weg verloren gegangen.
Keine Gruppensolidarität, selbst wenn die Gruppe so heißt
Allein kann man nichts bewirken, gemeinsam ist man stark.
Dafür sind Gruppen da.
Doch selbst in Foren und Gruppen diverser sozialer Netzwerke ist Solidarität nur ein wohlklingendes Wort, welches nicht gelebt wird.
Da werden Beiträge nicht genehmigt, weil der Betreiber der Meinung ist, man möchte nur Werbung machen.
Ich dachte, es ginge darum, allen Personen sinnvolle Informationen zu bieten.
Aus der Hölle
Und kann man sich mit dem Krieg nicht anfreunden, ist man ein gefallener Engel und kommt direkt aus der Hölle.
Ich kann keine Partei ergreifen, ich will keine Partei ergreifen, ich habe keine Ahnung von der Weltpolitik. Ich finde Krieg "nur" falsch.
Das macht mich zu einem schlechten Menschen, der „kriegsmüde“ ist. Ein Verhalten, welches es zu bemängeln gilt.
Ja, ich bin müde.
„Ich bin müde Boss. Am meisten müde bin ich, Menschen zu sehen, die hässlich zueinander sind. Der Schmerz auf der Welt und das viele Leid, das macht mich sehr müde. Es gibt zu viel davon. Es ist, als wären in meinem Kopf lauter Glasscherben.“
(John Coffey, the green mile).
Demut ist Dummheit
Geduld und Demut, Freundlichkeit und Zurückhaltung, Höflichkeit und Empathie. Das sind die Eigenschaften, von denen ich dachte, sie seien etwas wert. Falsch gedacht.
Nun gilt es, diese Eigenschaften zu bewahren, obwohl die Erfahrung lehrt, dass sie wertlos sind. Das Festhalten an diesen offenkundig wertlosen Dingen ist einer Mischung aus romantischer Verklärung und nostalgischer Verblendung geschuldet.
Die Mischung, die fest im Charakter verankert ist.
Man folgt einem Instinkt, es ist ein Reflex. Wie man auch das Atmen nicht einstellen kann, obwohl man weiß, dass die Luft verpestet ist.
Die kraftgebende Überzeugung, damit Gutes bewirken zu können, die gibt es nicht mehr.