Rebel-Management-Training denkt nach!

Nadine Rebel

Wer sind denn die Anderen?

Die Anderen

Wie alt sind die anderen Teilnehmer (m, w, d)? Diese Frage bekomme ich häufig zu hören, wenn sich Personen für unsere Sportkurse interessieren. Ich bin jedes Mal aufs Neue verdutzt, weil es mir selbst so unwichtig erscheint. Nicht, dass ich nicht selbst Probleme mit dem Älterwerden hätte und mich nicht oft genug fragen würde, wann der Zeitpunkt kommt,  zu dem die Gefahr droht, mich lächerlich zu machen. Doch dann besinne ich mich auf das Wesentliche. Ich mache den Sport, weil ich ihn machen möchte und weil er mir guttut. Ich liebe den Sport, es ist ein Teil von mir, meine Leidenschaft. In meiner Funktion als Trainerin möchte ich das gerne an die teilnehmenden Personen weitergeben. Die Fragen der potenziell teilnehmenden Personen, sehen anders aus.

 

Das Alter

Manchmal muss ich schmunzeln oder auch nur ungläubig den Kopf schütteln, das kommt ganz auf die Tagesform an. Wenn Mitzwanziger fragen, ob sie nicht schon zu alt wären, um mit akrobatischen Sportarten, Yoga oder auch Flexibilitätstraining zu beginnen, dann wundere ich mich, wie schnell man sich aufgrund einer Zahl einschränken lassen würde. Dabei ist das Alter der gesellschaftlich teilweise anerkannte Vorwand, um nicht die Unsicherheit und Ängste benennen zu müssen, die mit jedem Neuanfang verbunden sind.

 

Hat man vor einer neuen Aufgabe keine Angst, ist sie zu klein

Es ist nicht leicht, sich ganz auf sich und seinen Körper einzulassen. Der Kopf will dies, der Körper nicht, oder umgekehrt. Je herausfordernder die Aufgabe, umso mehr mögliche Gefahren. Zerrungen, Prellungen, Knochenbrüche, blaue Flecken. Warum tut man so etwas, wenn man sich damit in Gefahr begibt, sich zu verletzen? Weil es das Ergebnis wert ist.

Und wann kann man mit Ergebnissen rechnen? Das kommt darauf an. Oh, schon wieder eine Unwägbarkeit. Das überfordert so manche Person.

 

Schnupperstunden

Probiere es aus und mache Dir selbst dein Bild. Dafür gibt es die Schnupperstunden. Diese sind nicht kostenlos. Ist etwas kostenlos, ist dies für viele Menschen gleichbedeutend mit der Tatsache, dass es nichts wert ist. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Überlegungen des Studios. Fakt ist, man zahlt für eine Schnupperstunde. Vielleicht auch als Prämisse, um abschätzen zu können, ob eine Person überhaupt bereit ist, etwas zu investieren – monetär, physisch und psychisch.

 

Sicherheit

Ob man sich sicher und gut aufgehoben fühlt, wird man erst erkennen, wenn man sich auf eine Schnupperstunde einlässt. Für einige Menschen ist das zu spät. Vor oder nach der Anmeldung werden Fragen gestellt:
 

·     Was genau werden wir machen?

·     Was lerne ich dann während des gesamten Kurses, wenn ich mich nach der Schnupperstunde dazu entschließen sollte, einen Kurs zu buchen?

·     Wie viele Teilnehmer (m, w, d) sind im Kurs?

·     Wie alt sind die Teilnehmer (m, w, d)?

·     Muss ich dafür Idealgewicht haben?

·     Woher kommen die Anderen?

·     Was passiert, wenn ich etwas nicht sofort kann?

·     Usw.

 

Ich bemühe mich, die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten, gebe aber unumwunden zu, dass man mir mein Erstaunen oft anhört.

Ich weiß nicht exakt, was wir in einer oder zwei Wochen, während der Flexi-Yoga-Stunde, im Pole-Kurs oder beim Stretching machen werden. Ich weiß auch noch nicht genau, welche Muskelpartien wir besonders bearbeiten werden, welche Drehungen auf dem Plan stehen oder wie die Witterung sein wird, die tatsächlich Einfluss auf die körperliche Performance nimmt und auf die ich mich einstelle, wenn es soweit ist.

 

Die Teilnehmerzahl variiert und das Alter der anderen teilnehmenden Personen geht die fragende Person schlicht nichts an. Schließlich sollte sie den Sport für sich machen und nicht, weil alle anderen jünger oder älter sind. Auch wo die anderen Personen wohnen und wie viele Kilo jeder einzelne auf die Waage bringt, hat die Person, die den Sport ausprobieren möchte, nicht zu interessieren.

 

Manchmal lasse ich mich dazu hinreißen und beantworte die Frage nach den Kursinhalten möglichst konkret. Da fallen dann Bezeichnungen wir Utasana, Firefly, Infinity Pose, Krieger 1 bis 3 (Yoga) oder auch Stag Spin, Side Climb, Martini, Thigh Hold, Chair Spin (Pole Dance) oder Pull Up Lift Back und Front, Cruzifix Spin, Pike Mount (Aerial Hoop) und Froggy Stretch, Bridge, Crashed Barbie (Flexi-Yoga).

Die Antwort der fragenden Person: „Damit kann ich nichts anfangen!“

Ernsthaft? Deswegen am besten in einer Schnupperstunde ausprobieren. Wir drehen uns im Kreis. Im Moment bisher nur gedanklich, vielleicht schaffen wir es, dies auf das Sportparkett zu bringen – denke ich mir.

 

Prämissen

Damit man sich als neue Person nicht ganz verloren vorkommt, ist es wichtig, ein paar Punkte zu beachten. Diese teile ich den interessierten Personen bei der Anmeldebestätigung schriftlich mit. Dabei geht es um die richtige Kleidung, um den Sinn des Warm-Ups, um die Minimierung von Verletzungsmöglichkeiten und um den Ablauf einer Stunde.

 

Wie wundervoll es ist, wenn die Personen diese Infos lesen, denn dann ist uns allen geholfen.

Manchmal werden diese Informationen allerdings bereits als Übergriffigkeit meinerseits verstanden, ich hätte nicht das Recht, einer anderen Person so viel vorzuschreiben.

 

Dann wird es schwer. Ist ein bisschen als ob man Schwimmen lernen wollen würde, dabei aber unter keinen Umständen nass werden will.

 

Ich könnte gesehen werden

Manche Personen möchten den Sport erlernen, sich aber nicht in Gefahr begeben, gesehen zu werden. Wenn jemand mitbekommt, dass sie den Sport ausüben (hier geht es meist um Pole Dance – leider immer noch), dann könnte es, so die Meinung der Personen, ihnen zum Nachteil gereichen.

Es steht mir nicht zu, über diese Gedanken zu urteilen. Ich kann nur eine Lösung anbieten: Privat-Stunden.

Leider ist dies für Einige auch kein probater Lösungsansatz: Nein! Auf gar keinen Fall. Sich allein den Augen der Trainerin zu stellen, dafür mehr zu bezahlen als für eine Kurseinheit und eine Stunde voll konzentriert arbeiten/trainieren zu müssen, ohne die Aussicht zu haben, sich im Schutz der Gruppe ab und an in den Hintergrund zu stellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

 

Strenge versus Unfreundlichkeit

Arrogant. Überheblich. Fordernd. Unfreundlich. 
Das sind die Attribute, mit denen ich mich immer mal wieder konfrontiert sehe. Es mag so rüberkommen. Gott sei Dank gibt es genug Personen, die es anders sehen, sonst hätte ich schon längst zusperren müssen. Und die Frage, ob man sich selbst festhalten muss, wenn man etwas an der Pole oder im Hoop macht, kann ich nur wahrheitsgemäß mit „ja“ beantworten.

 

Akrobatische Sportarten, Stretching, Bewegung an sich können mit Gefahren verbunden sein. Je konzentrierter und genauer man trainiert und je besser man zuhört, umso leichter lassen sich die Gefahren minimieren. Punkt.

 

Persönlichkeit fängt da an, wo der Vergleich aufhört

Dieser Spruch steht an einer Wand in unserem Studio und er gilt für mich ebenso wie für jede andere Person. Jede Person ist einzigartig, jede Person ist unverwechselbar, jede Person ist schön und jede Person ist wertvoll. Dabei sind wir in vielen Dingen gleich und in ebenso vielen Punkten unterschiedlich. Meine Aufgabe ist es, die Potenziale der anwesenden Personen zu erkennen, diese aufzuzeigen und den Weg zur Zielerreichung so weit zu ebnen, wie es mir möglich ist.

Dann gehen wir den Weg gemeinsam. Dabei sehe ich mich als Coach. Als Wegbegleiter, als Hilfestellung, als Erklärbär.

 

Ob man Spaß an der jeweiligen Sportart hat und ob man mit dem Trainer/ der Trainerin zurechtkommen wird, das wird jede Person ganz allein für sich entscheiden müssen.

 

Der Weg ist dabei das Ziel und Ziele müssen nicht sofort erreicht werden.

Man erlebt Fortschritte und gefühlte Rückschritte. Der Prozess muss einem wertvoll erscheinen und im Idealfall mit Spaß verbunden sein. Dann kann ich fast garantieren, dass man über sich hinauswachsen wird und voller Stolz und legitimer Eigenbewunderung auf das blicken kann, was man zu leisten und zu erreichen im Stande ist.

 

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